Der Hanabanilla Stausee in der Escambray
Mitten in der Escambray liegt der Hanabanilla Stausee, ein ruhiges, touristenarmes aber dennoch landschaftlich wunderschönes Fleckchen Natur. Mit etwas Glück kann man in den Wäldern rund um den See Kubatrogone, die Nationalvögel Kubas, Kolibris oder gar Papageien bewundern.
Im Südwesten des Hanabanilla Stausees liegt der wohl bekannteste Touristenmagnet in der Escambray: der El Nicho Naturpark mit seinem gleichnamigen wunderschönen Wasserfall. Natürlich kann man bei nahezu jedem Anbieter einen Tagesausflug in die Region buchen, aber wir wollten aber mehr vom Escambray-Gebirge sehen. Darum suchten wir uns eine Casa in Hanabanilla, einem kleinen Dorf am nördlichen Ende des Hanabanilla Stausees.
Für nur 25 CUC konnten wir uns sogar über ein eigenes kleines Haus mit Wohnzimmer, zwei Schlafzimmern und Bad freuen. Fließendes Wasser gab es zwar nur, wenn der Tank mit vermutlich mindestens einem Loch neben dem Haus frisch gefüllt war, aber dafür hatten wir ein paar Ameisen und Geckos als Hausgäste. Ich denke, das ist bei der Bauweise der Häuser aber ganz normal und für den Preis konnten wir zufrieden sein.
Unser erster Ausflug führte uns durch das kleine kubanische Dorf bis hinunter zum Stausee. Entlang des Ufers leuchteten viele orange Blüten der Schwarzäugigen Susanne aus dem Grün der restlichen Vegetation und durch die hohe Luftfeuchtigkeit wuchsen unzählige Aufsitzerpflanzen auf den Bäumen und Stromleitungen.
Ein Bauer ließ seine Ochsen trinken, andere ritten auf ihren Pferden umher. Ruhe pur. Wir folgten dem Weg bis zu dem bekannten Hotel Hanabanilla, wo wir uns mit Trinkwasser und ein paar Informationen aus dem Internet versorgten.
Dafür trafen wir auf einen Bauern mit seinem Ochsen, der uns einlud mit auf seinen Hof zu kommen. Mitten im Nirgendwo auf dem Gipfel eines kleinen Berges stand sein Haus mit zwei Scheunen. Von der kleinen Veranda hinter dem Haus hatte man eine atemberaubende Aussicht auf die umliegenden Wälder.
Stolz zeige er uns seine Tiere: Schweine, Pferde, eine Ziege, die erst heute Morgen ein kleines Zicklein bekommen hatte, Hühner, Enten und seine Hunde mit 4 Wochen alten Welpen, einfach goldig. Wir wurden sogar für den nächsten Tag zum Essen eingeladen, doch leider war dieser schon verplant.
Am nächsten Tag fuhren wir mit einem Boot über den See Richtung El Nicho. Wir hatten nicht unbedingt den perfekten Tag erwischt: auf dem See war es sehr windig und die Wellen spritzten nur so ans Bug und uns bis auf die Unterwäsche nass.
Zum Glück kämpfte sich die Sonne nach einiger Zeit durch die Wolken und wärmte uns. Der schon fast ohrenbetäubende Lärm des Motors wurde mit ein paar Ohrstöpseln erträglich und wir konnten die restliche Bootsfahrt genießen. Die Ufer des Sees waren mit üppiger Vegetation bewachsen. Nur ab und an konnte man einzelne kleine Bauernhäuser am Seeufer erspähen. Würde nicht ab und zu eine einzelne Palme aus dem grünen Meer herausragen, hätte ich glatt vergessen, dass ich in Kuba bin.
In Höhe des Dorfes El Nicho legten wir am Ufer an und liefen durch das kleine Dorf vorbei an einigen blühenden Kaffeebäumen. So unspektakulär die kleinen weißen Blüten aussahen, ihren Duft roch man schon von weitem. Ein paar Minuten später waren wir am El Nicho Nationalpark, wo wir auch sicher drei Stunden verweilten.
Am Nachmittag machten wir uns auf den Rückweg. Eigentlich wollte ich noch zu einigen Kaffeebauern, aber entweder hatte unser Bootsführer es vergessen oder war gerade auf dem Weg, als plötzlich der Motor nicht mehr machte, was er sollte. Zwar tuckerte er unüberhörbar vor sich hin, aber wir kamen nicht vorwärts. Des Rätsels Lösung war schnell gefunden: die Antriebswelle war gebrochen und das mitten auf dem See. Wir ruderten ans Ufer um auf Hilfe zu warten, Handyempfang gab es nicht.
Mitten in grüner Natur war es ehrlich gesagt nicht der schlechteste Platz zum Warten. Die Sonne stand schon relativ tief und hüllte den See in ein angenehmes Licht. Zu unserem Glück hatte bei El Nicho noch ein weiteres Boot angelegt, welches dann auch gut eine Stunde später Richtung Hanabanilla fuhr. Natürlich kannten sich die Bootsfahrer untereinander, banden unser Boot an das andere und schleppten uns Richtung Norden. Kurz vor Hanabanilla kam uns ein anderes Fischerboot entgegen. Es waren die Freunde unseres Bootführers, die sich wohl Sorgen gemacht hatten. Sie brachten uns und das Boot das letzte Stück bis zur Anlegestelle.
An unserem letzten Tag in Hanabanilla wollten wir unser Angler-Glück testen. Immerhin wurde der größte Fisch in Kuba aus eben diesem Stausee geangelt – das wurde uns zumindest erzählt. Auf dem Weg zur perfekten Angelstelle nahmen wir ein kleines Ruderboot von zwei anderen Fischern mit, diese wollten uns dann, wenn wir nichts fangen, zwei ihrer Fische abgeben. Wieso sollten wir in einem See voller Fische keinen einzigen fangen? Na mal schauen.
Eigentlich war es zu windig, aber wir suchten uns eine ruhige Ecke und gaben unser Bestes, auch wenn keiner von uns wirklich Erfahrung hatte. Keine 5 Minuten später war der erste Fisch an der Angel, zwar nicht an unserer, aber unser Bootsführer hatte Glück – oder besser gesagt, er wusste wie es funktioniert. Motiviert vom ersten Fang legten wir uns nun besonders ins Zeug, aber an unseren Angeln wollte kein Fisch anbeißen.
So ging es dann auch bis zum Mittag weiter – nicht ein einziger Fisch wollte unseren Köder schlucken. Wir machten eine Pause und fuhren zum Restaurant Rio Negro, welches direkt am See liegt. Die Bar und das Restaurant sind in hübschen Holz-Pavillons mitten im Wald untergebracht. Wer Mittag essen möchte, sollte aber unbedingt vorher reservieren. Da wir das nicht wussten, gab es nur für meinen Sohn etwas zu Essen, welches ein sehr freundlicher Kellner bei der großen Reisegruppe heimlich abknapste.
Neben dem Restaurant verlief ein kleiner Weg über einen Bach, in den Wald. Neugierig wie wir waren, folgten wir ihm einfach bis eine Hinweistafel uns verriet, dass er bis auf den Berg hinauf führen sollte. Eine Strecke, die ich unbedingt empfehlen möchte. Nicht nur der Ausblick von ganz oben auf den See ist einfach wunderschön, wer unterwegs mit offenen Augen durch die Gegend läuft, hat sogar die Chance ein paar Vögel zu beobachten. So sahen wir einen Kubatrogon, einen kleinen Kolibri und ein paar andere Vögel, deren Namen ich aber nicht kannte. Auch die über den Gipfel kreisenden Aas-Geier einmal von nahem zu sehen war ziemlich beeindruckend.
Am Nachmittag versuchten wir uns noch einmal im Angeln, doch es blieb dabei. Keine Fische für uns Anfänger, fünf oder gar sechs für unseren geübten Bootsführer. Dafür schwammen ein paar kleine Flussschildkröten genau vor uns am Ufer entlang, auch ein schönes Erlebnis.
Die zwei versprochenen Fische von den anderen Fischern haben wir übrigens wirklich bekommen. Sie waren nicht angeln wie wir, sie tauchen unter Wasser mit Harpunen und überraschten uns mit einigen Prachtexemplaren.
Mein Fazit zum Hanabanilla-Stausee:
Wer sich nicht nur den Naturpark El Nicho ansehen möchte, kann ein paar sehr schöne Tage rund um den Stausee verbringen. Neben unberührter Natur kann man mit etwas Glück sogar einige Papageien, Kolibris oder Schildkröten sehen. Auch für Wanderer und Angler ist der Stausee vermutlich ein absoluter Traum. Es gibt nur wenige Touristen in Hanabanilla und auch die Preise sind recht günstig. Man sollte sich aber natürlich bewusst sein, dass die Unterkünfte nicht unbedingt dem europäischen Standard entsprechen. Dafür sind die Kubaner, zumindest die, die wir getroffen haben, sehr freundlich und nett.
Was mich jedoch gestört hat, war der Umgang einiger mit Tieren. Einige Hunde waren die ganze Zeit an einer viel zu kurzen Kette angeleint und Vögel in viel zu kleinen Käfigen eingesperrt. Ehrlich gesagt fand ich es auch etwas seltsam, an einem Tisch zu frühstücken, während keine zwei Meter nebenan eine Ziege in Portionen zerlegt wurde.
Da es in den Bergen öfters regnet und es nachts auch recht kühl wird, gehören warme Wechsel- und Regensachen unbedingt ins Gepäck. Für Frostbeulen wie mich ist auch eine Decke zum Schlafen zu empfehlen.
Im Großen und Ganzen hatten wir ein paar sehr schöne Tage in der Sierra Escambray. Bei unserem nächsten Besuch würde ich vermutlich eine Unterkunft in der Nähe des Parkes Topes de Collantes suchen, weil wir diesen noch nicht kennen.