Ausflug zum Viñales Tal
Bizarr emporragende Felsen aus roter Erde und einem saftig grünen Meer aus Palmen – ich hatte die wunderschöne Landschaft des Viñales Tal schon auf vielen Bildern gesehen und wusste: da möchte ich unbedingt hin!
Das Gebiet rund um das Viñales Tal entstand vor gut 170 Millionen Jahren. Im Laufe der Zeit wurden die weicheren Zwischenschichten aus dem harten Kalkgestein heraus gewaschen. So konnten verschiedene Höhlen und die für die Landschaft so typischen Kegelkarst und Mogoten entstehen. Das hat auch die UNESCO überzeigt und dem Nationalpark den Titel „Kulturlandschaft der Menschheit verliehen.
Anreise ab Havanna:
Eigentlich wollten wir von Havanna aus mit dem Viazul fahren, doch für eine Reservierung über das Internet bzw. eine persönliche am Vorabend kamen wir leider zu spät. Somit entschieden wir uns für das etwas teurere Taxi Collectivo, welches uns und die anderen Reisenden dafür aber von den Casas abgeholt hat.
Die erste Pause machte unser Fahrer direkt auf dem Seitenstreifen der Autobahn Nahe Machurrucutu. Wer wollte, konnte die Autobahn zu Fuß überqueren – nichts Ungewöhnliches in Kuba – und sich an der gegenüberliegenden Raststätte einen Kaffee holen. Der benachbarte See erregte aber viel mehr meine Aufmerksamkeit. Immer wieder konnte man beobachten, wie sich knapp ein Duzend Pelikane auf der Jagd nach Fischen immer wieder und wieder im Sturzflug in den See fallen ließen. Atemberaubend!
Auf der Suche nach einer Casa Particular:
Gegen Mittag kamen wir im Viñales-Tal an. Da wir diesmal auch noch keine Casa reserviert hatten, war unser Taxi Fahrer so freundlich uns die Casa seiner Familie zu empfehlen. Die Casa war angenehm ordentlich und sauber. Da es uns zusätzlich gelang den Preis für zwei Zimmer auf 40 CUC herunter zu handeln, blieben wir. Die Besitzerin zeigte uns gleich eine Übersichtskarte mit möglichen Ausflügen und pries uns besonders ein Ausflug mit Pferden für 5 CUC pro Person pro Stunde durch das Viñales Tal an. Wir entschieden uns aber unsere Umgebung erstmal zu Fuß zu erkunden.
Unterwegs im Viñales Tal – welche Ausflüge lohnen sich?
Schon bei dem ersten Spaziergang durch das kleine Städtchen Viñales viel uns sofort der Unterschied zu anderen Gegenden Kubas auf: Die Häuser waren fast alle in einem sehr guten Zustand, in freundlicher bunter Farbe gestrichen und häufig mit einer schönen großen Veranda oder Dachterrasse ausgestattet. An fast jedem Haus fand man den „blauen Anker“, das heißt es gab mindestens ein Zimmer, meist sogar mehrere, welche an Touristen vermietet wurden. So wundert es nicht, dass man auf den Straßen Viñales Menschen aus allen Ländern traf, Kubaner aber eher in der Minderheit waren.
Um uns einen kleinen Überblick über das Viñales-Tal zu verschaffen, nutzten wir den „Hop-on-Hop-off“-Bus, der die bekanntesten Tourismus Punkte der Gegend anfährt. Die Fahrt für einen Tag kostet 5 CUC pro Person, die man ganz einfach direkt beim Busfahrer bezahlt. Unterwegs bemerkten wir, dass wir nur 2 statt der bezahlten 3 Fahrkarten erhalten hatten. Somit gingen die anderen 5 CUC wohl direkt in die Tasche des Busfahrers.
Eine Fahrt quer durch das Viñales-Tal kann ich jedem empfehlen. Die aus der roten Erde herausragenden Mogoten wechseln sich ab mit Tabak-Plantagen, kleinen Bauernhöfen und dem Grün der üppigen Vegetation. Da wir nur noch Zeit für den Besuch einer Sehenswürdigkeit hatten, entschieden wir uns für den Besuch der Cueva del Indio, einer Karsthöhle, in der früher Indios lebten.
Am nächsten Tag freuten wir uns auf ein leckeres Frühstück in unserer Casa, stellten aber mit Ernüchterung fest, dass dieses doch etwas spärlich ausfiel. Ein aufgeschnittenes kleines Brot mit 3 kleinen Scheiben Marmelade und einem Obstteller. Nun gut, ärgern bringt nichts, lieber besuchten wir noch schnell die kleine Bäckerei im Ort um anschließend weitere Stopps der Bus-Tour zu erkunden.
So war zumindest unser Plan. Leider – oder eigentlich zu unserem Glück – verpassten wir jedoch den Bus. Dafür trafen wir den Taxi-Fahrer „Flaco Cuba“, der versprach, uns zu den schönsten Aussichtspunkten im Viñales Tal zu bringen. Für eine Rundfahrt von drei Stunden haben wir uns auf 20 CUC geeinigt. Und was soll ich sagen? Ich finde, es hat sich gelohnt.
Zuerst sind wir in das „Valle de Dos Hermanas“ – das Tal der zwei Schwestern – gefahren.
Die Straße schlängelte sich zwischen den imposanten Mogote de Dos Hermanas und dem Mogote del Valle hindurch bis linker Hand der Blick auf das berühmte Mural de la Prehistoria, ein 180 Meter breites und 120 Meter hohes Wandgemälde auf einem Kalkfelsen, frei wurde.
Wir fuhren aber weiter zu einer kleinen Anhöhe mitten im Tal, beim Restaurant „La Casa de Ana“. Ein wirklich schöner, ruhiger Platz, an dem man fast ein 360 Grad Panorama über das gesamte umliegende Tal, einen See, ein paar Felder und Bauernhütten genießen kann.
Unser nächster Punkt war an der Canopy Tour. Geschäftstüchtige Kubaner haben hier aus Holz einen kleinen Aussichtsturm gebaut und verlangen ganze 2 CUC Eintritt für einen Blick. Ob sich dieser Ausblick lohnt? Ich weiß es nicht.
Angesicht des Verdienstes anderer Kubaner, wollten wir diese „Abzocke“ nicht mit machen. Ein deutlich schöneres Fotomotiv war es das typisch kubanische Ochsengespann, welches uns auf der Straße entgegen kam.
Ein Tipp von uns: einen vermutlich ähnlich schönen Fernblick findet man, wenn man der Straße weiter folgt. Rechter Hand öffnet sich ein Tal mit Ackerland, bis sich im Hintergrund die Berge erheben.
Von Menschen keine Spur, nur das Rufen des einzelnen Stieres auf der Weide konnte man noch in hunderten Meter Entfernung vernehmen. Ein idyllischer Ort um seinen Gedanken freien Lauf zu lassen.
Die berühmten Tabakplantagen in Vinales:
Nun ging es auf zu einem Tabakbauern, denn wir wollten uns die Tabakfelder natürlich auch einmal aus der Nähe betrachten. Aus Samen, kleiner als Radieschen-Samen, wachsen jedes Jahr neue Tabakpflänzchen.
Während sie auf einem Feld noch recht winzig aus der roten Erde hervorlugten, stand das Nachbar Feld in voller Blüte.
Ein Mann war gerade bei der Arbeit und lichtete seine Pflanzen aus. Weiter hinten auf dem Feld standen Gestelle, auf denen die frisch geernteten Tabakblätter auf gehangen werden, um anschließend in einer für 3 Monate in einer Trockenscheune fertig zu trocknen. Die Scheunen werden aus Holzstangen und Palmenblättern gebaut und verströmen diesen typischen Tabak-Geruch.
Weitere schöne Aussichtspunkte:
Auf einer Anhöhe süd-östlich von Viñales liegt das Hotel La Ermita, unser nächster Stopp. Nach kurzem Fragen durften wir auf das Gelände und vom perfekt geschnittenen Hotelrasen auf Viñales hinabblicken
Wirklich empfehlen möchte ich aber die Aussicht bei dem Restaurant „Finca Agroecologica El Paraiso“.
Rund um das Restaurant sind kleine Hochbeete verteilt, wo das Gemüse selbst angebaut wird. Besonders beeindruckt hat mich aber Panorama über das Viñales-Tal mit den Bergen im Hintergrund.
Die Cueva de Vaca – ein Ausflug zu Fuß:
Am Nachmittag sind wir dann zu Fuß losgezogen. Der Weg führte uns vorbei an einigen Tabakfeldern, deren Besitzer uns gleich einlud, seinen Hof zu besichtigen und die Herstellung einer Zigarre zu demonstrieren. Natürlich kam an Ende die obligatorische Frage, ob wir bei ihm nicht ein paar Zigaretten kaufen möchten, da sie bei ihm viel günstiger als im Laden seien.
Wir lehnten dankend ab und liefen weiter bis zur Höhle „Cueva de Vaca“. Eine relativ normale Höhle, deren Stalaktiten beim Anleuchten aufgrund des Salzes leicht funkelten. Wesentlich imposanter empfand ich jedoch den Ausblick auf der anderen Seite, so dass wir ins Tal hinabkletterten.
Die Sonne war langsam am Untergehen und es fiel ein wunderschön warmes Licht auf die Umgebung. Wir entschlossen uns nicht durch die Höhle zurück zu gehen, sondern durch um die Mogoten herum zu wandern.
Auf dem Weg trafen wir noch ein paar Bauern, die uns zu einer Reitstunde am nächsten Morgen einladen wollten. Wenn wir direkt bei ihnen buchen, würden wir nur 3 CUC pro Person pro Stunde zahlen. Dass die Vermieter beim Vermitteln von Ausflügen mitverdienen war mir ja bekannt, aber dass es dann doch ganze 40% des Preises sind finde ich schon erschreckend.
Da wir aber eh am nächsten Tag wieder abreisen mussten und am selben Tag auch eine Reitergruppe gesehen haben, wo mindestens ein Pferd durchgegangen ist, war auch der günstige Ausflug keine Option für uns.
Mein Fazit zum Viñales-Tal:
Landschaftlich ist das Viñales -Tal eine absolute Augenweide, für die selbst eine längere Anreise lohnt. Wer möchte, kann hier Wandern, Klettern, Reiten oder auch einfach nur die Aussicht und Natur genießen.
Allein für die Erkundung des Tales empfehle ich einen Aufenthalt von 2 bis 3 Tagen, gerne auch mehr, einzuplanen. Zusätzlich können auch Ausflüge zu nahegelegenen Stränden, Tauchtouren oder Höhlenbesichtigungen gebucht werden.
Die Stadt Viñales war mir persönlich zu wenig kubanisch. Sie ist aber perfekt, für Urlauber, die gute Restaurants, Unterhaltung und Unterkünfte auf europäischem Niveau suchen. Wenn wir das nächste Mal ein paar Tage im Viñales Tal verbringen, werden wir uns vermutlich eher eine Unterkunft in einem der anderen Dörfer im Tal suchen.